Jobbezeichnung: Freie Künstlerin
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Wie bist du auf das Informationsdesign-Studium gekommen?
Kurz nach meiner Matura ist ein Freund meiner Eltern nach Frankfurt gezogen, um dort das Corporate Design für ein Start-Up zu entwickeln. Ich wollte weg aus Graz und habe dort als seine Assistentin angefangen. Ein paar Monate später bin ich nach Berlin gezogen, wo ich einige Zeit in einer Grafikdesign-Agentur arbeitete. Die gestalterische Arbeit gefiel mir, und ich wollte mein Wissen vertiefen, das Informationsdesign-Studium in meiner Heimatstadt Graz bot sich an.
Was ist dir von deiner Studienzeit am besten in Erinnerung geblieben?
Direkt in meiner ersten Fotografie-Stunde habe ich meinen Studienkollegen Alex Nussbaumer kennengelernt. Seither sind wir Freunde und arbeiten zusammen. Mit unserem Projekt „Fondazione Europa“ betreuen wir heute internationale Kunden im Kunst- und Kulturbereich. Die leider zu kurze Zeit mit Jörg Schlick als Kunstprofessor war prägend und macht mich heute noch stolz. Außerdem habe ich es als wichtig gefunden, dass uns viel Theorie vermittelt wurde, denn es war zuerst mein Bedenken, dass eine Fachhochschule mir nicht die akademische Tiefe bieten könnte, die mir wichtig war.
Wie ging es nach dem Studium weiter?
Ich habe von Beginn des Studiums an nebenbei gearbeitet: einerseits habe ich im Kollektiv mit unterschiedlichen Backgrounds das monothematische, multiperspektivische Magazin BOB herausgegeben, andererseits für den Grafikdesigner Alexander Kada Bücher und Ausstellungen gestaltet. Er hat mir damals schon viel Verantwortung übertragen, was mir später geholfen hat, schnell in eine Führungsposition zu wachsen. Zum Studienende habe ich in Berlin einen Erasmusaufenthalt gemacht, wiederum mit dem Focus auf Magazingestaltung und Fotografie. Es war klar, dass ich im Print bleiben will und auch Fotografie eine Rolle spielen muss. Nach dem Diplom habe ich der Chefredakteurin der Frauenzeitschrift „Wienerin“ eine Initialbewerbung geschrieben. Kurz darauf fing ich als Grafikerin dort an, und innerhalb eines Monats bin ich zur Kreativdirektorin aufgestiegen, zuerst für die Wienerin, dann für weitere Frauentitel des Styria-Verlages, wie das Modemagazin Diva und das Interior-Magazin Diva Wohnen.
Wie lange warst du als Kreativdirektorin im Styria-Verlag tätig?
Zu lange! Der Job war anfangs sehr spannend, ich bin für Shootings und die Fashion Weeks viel gereist und habe eine Zeitlang auch nebenbei Reiseberichte geschrieben. Die Faszination der Modewelt hat sich aber abgenutzt, und schon nach kurzer Zeit begann ich nebenbei – gemeinsam mit Alex Nussbaumer – an Projekten im Kunst- und Kulturbereich zu arbeiten. Mich interessierte auch zunehmend meine eigene künstlerische Arbeit, sodass ich mich 2013 für die Schule Friedl Kubelka für künstlerische Fotografie bewarb und nach erfolgreicher Aufnahme in Bildungsteilzeit ging. Nach meinem Abschluss und ersten Ausstellungen in Wien habe ich 2017 die Artist Residency des Bundes an der „Cité Internationale des Arts“ in Paris gewonnen. Anfangs pendelte ich noch für die Magazine nach Wien, erkannte aber schnell, dass die konzentrierte künstlerische Arbeit an selbstgewählten Themen mich unvergleichlich mehr erfüllt. Ich kündigte und zog direkt im Anschluss an die Residency nach Paris, wo ich heute als selbstständige Künstlerin und Kreativdirektorin lebe.
An welchen Projekten arbeitest du heute?
Ich arbeite nach wie vor mit Alex Nussbaumer als „Fondazione Europa“, z.B. mit langjährigen Kunden wie dem Wiener Performance Theaterhaus „brut“, dessen Design und Kampagnen wir seit 2015 mit internationalen Fotokünstler:innen gestalten, oder neuen Kunden, wie der Kunstmesse „Liste Art Fair Basel“, für die wir dieses Jahr erstmals die Kampagne mit AI gestaltet haben. Außerdem erarbeiten wir regelmäßig Grafikkonzepte für Kinofilme, und ich mache auch ab und zu Kostümbild für einen Film oder ein ausgewähltes Modeshooting. Bücher sind nach wie vor unsere absolute Passion, neben der Gestaltung von Ausstellungskatalogen und Künstler:innenbüchern für internationale Institutionen und Verlage haben wir beide unsere eigenen Kunstbuchverlage gegründet: ich 2022 in Paris, „Drama Books“, gemeinsam mit der koreanischen Kreativdirektorin Boah Kim. Unsere erste Publikation „Longing Ghosts in Deep Blue Paranoia“ haben wir 2022 bei Printed Matter in NYC gelauncht. Gerade arbeiten wir als an der zweiten Publikation mit zwei New Yorker Künstlerinnen. Auch für meine eigene Praxis ist das Medium Buch sehr wichtig, seit 2020 sind Künstler:innenbücher von mir bei DCV, Berlin, Meta/Books, Amsterdam, Drama Books, Paris, und Edition Camera Austria erschienen. Letzteres hat meine erste institutionelle Solo-Ausstellung „Die Hand voller Stunden, so kamst du zu mir“ 2021 in der Camera Austria, Graz, begleitet.
Man kann also sagen, du lebst als freie Künstlerin?
Ja, mein Alltag hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Gemeinsam mit meinem Partner Eilert Asmervik, einem norwegischen Maler und Musiker, ist unsere Homebase Paris, aber wir sind viel unterwegs. Letztes Jahr waren wir vier Monate in NYC, wo ich eine Residency am ISCP (International Study and Curatorial Program) hatte, dieses Jahr für Ausstellungen länger in Norwegen und Mexico City und kommendes Jahr geht es mit einer Residency für einige Monate nach Rom. Seit letztem Jahr arbeite ich auch mit einer Galerie in Italien und seit Kurzem mit einer Galerie in Mexico City zusammen, was mir sehr bei der internationalen Verbreitung und Vermarktung meiner Werke hilft. In meiner künstlerischen Praxis arbeite ich mit Fotografie, bewegtem Bild, Sound, Text, Zeichnung, Malerei und Installation, zuletzt auch mit einer olfaktorischen Intervention. Ich kreiere intime, oft ortsspezifische Installationen, in denen persönliche Narrative – seien sie autobiografisch oder reflektieren über Biografien historischer (weiblicher) Figuren – sich zu universelleren Reflexionen entwickeln.
Ab diesem Herbst werde ich auch einmal im Monat zurück in Graz sein: ich habe dort einen Lehrauftrag für Fotografie im Lehrgang „Kunst und Gestaltung“ der Pädagogischen Hochschule Steiermark übernommen.